Dumpster-Dias

Donnerstag, 20. November 2008

[Theorie] Freeganismus

Heute gibt es keine Fotos. Aber solche containerfreien Tage können auch dafür genutzt werden, tiefere Einblicke in die Theorie des Containerns zu gewinnen. Unser Schwerpunkt heute: Freeganismus

Ursprünge

Freeganismus ist ein Neologismus aus den Wortbestandteilen "free" (für gratis) und "vegan". Freeganismus entstammt zwei Bewegungen der 90er Jahre, der Antiglobalisierungs- und Erdbefreiungsbewegung. Um diese Zeit entstanden auch "Food not Bombs"-Gruppen, die aus gecontainerten Lebensmitteln vegetarische oder vegane Gerichte umsonst verteilten - Ähnliches gibt es jeden Dienstagabend auf dem Bahnhofplatz in Luzern.

Ideologisches

Wie auf diesem Blog vielfach nachzulesen, geht es beim Freeganismus um einen Lebensstil, der sich gegen Konsum stellt. Es geht darum, ein Überleben zu sichern, ohne die konventionelle Wirtschaft zu unterstützen und ein Minimum an Ressourcen zu verbrauchen. Freegane Grundsätze sind Grosszügigkeit, Solidarität, Freiheit, Kooperation und Teilen - sie stehen im krassen Gegensatz zu den Prinzipien unserer Gesellschaft, wie Materialismus, moralische Apathie, Wettbewerb, Konformität, Gier...
Somit ist Containern nicht nur Nahrungsmittelbeschaffung für Menschen ohne Geld, sondern ist als politisches Statement zu verstehen. Es sind genug Container für alle da.

Containern und Veganismus


Der Wortteil "vegan" in "freegan" ist damit erklärt, dass Menschen, die sich aus emanzipatorischen, ethischen und / oder ökologischen Beweggründen für einen veganen Lebensstil entschieden haben - wie auch ich - durch das Containern den Verzehr und Gebrauch von Waren ermöglichen, die per se nicht vegan sind. Dadurch, dass ein abgelaufenes Joghurt im Container eines Supermarkts allerdings aus der Verwertungslogik der Marktwirtschaft ausgeschieden ist, ist es nicht unethisch, es zu konsumieren. Und wenn ich Foie gras in Containern entdecke, halte ich es eigentlich auch für unethisch, es nicht zu essen - die Gewalt und Unterdrückung wurde schon ausgeübt, die Tiere wurden für einen Zweck ermordet (nämlich den Genuss ihrer fettigen Leber), der nicht mehr erfüllt wurde. Hierin spiegelt sich der volle Umfang der eigentlichen Perversion dieses Überschusses. Jede Woche finde ich kiloweise Sushi, Würste, Räucherschinken oder Rippchen, die kein Mensch mehr isst. Ich denke, es ist nur verständlich, wenn mensch sich ab und an fast verantwortlich dafür fühlt, dass die Sachen doch noch gegessen werden. Ich für meinen Teil kann mich mit Milchprodukten oder eihaltigen Fertigprodukten arrangieren, aber bringe es nach fünf Jahren nicht mehr fertig, Leichenprodukte zu verspeisen.

Freeganism - we will eat your scrap, but we won't buy your crap!

Britischer Film über Freeganism
Toll an diesem Film finde ich, dass er sich nicht so sehr mit Nahrungsmitteln aufhält wie andere Filme (oder auch dieser Blog)

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