Dumpster-Dias

Dienstag, 30. Dezember 2008

Den Kühlschrank zum Neuen Jahr aufgefüllt

Zwei Wochen war ich jetzt nicht mehr Containern. In den zwei Wochen habe ich mich von den Restbeständen vorheriger Streifzüge ernährt und war auch noch bei meinen Eltern, weswegen ich weniger gebraucht habe.
Als ich dann aber von dort nach Hause gekommen bin, empfing mich aus dem Kühlschrank gähnende Leere.

Was da auf dem Foto noch zu sehen ist, sind Reste der letzten Food not bombs-Vokü und sonst nur Sachen meiner Mitbewohner.

Also habe ich meinen 80-Liter-Rucksack geschultert und mich ans Containern gemacht, wie eh und je.
Die Ergebnisse machen mir geradezu ein schlechtes Gewissen, dass ich so lange nicht mehr unterwegs war und so sehr viel Essen tatsächlich weggeworfen wurde, das ich noch hätte befreien können.
Denn ich wurde nicht enttäuscht und konnte meinen Kühlschrank problemlos überfüllen - vor allem mit Joghurt.


Ich denke, einiges davon wird an der nächsten Food not bombs-Vokü (also am 5. Januar, wie jeden Montag) in verarbeiteter Form auftauchen. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an alle, die uns in der schweren Anfangsphase dieses Projekts unterstützt haben, die zum Essen gekommen sind, aber auch, um sich auszutauschen. Es steht euch frei, vor 20 Uhr vorbeizuschauen und mitzukochen, so viel ist klar.

Auch möchte ich mich entschuldigen, so lange nichts mehr gepostet zu haben. Nächstes Jahr wird alles besser.

Montag, 15. Dezember 2008

Gewohnheitssache

Meine neue Devise heisst: nur nicht an etwas gewöhnen. Egal was.
Ich habe mich lange Zeit auf meinen Migroscontainer verlassen. Dann hat die Migros umgebaut, der Container war für ein, zwei Monate weg - und danach immer leer. Er war wirklich schlichtweg leer.
Aber seit letzter Woche hat er wieder überraschend viel Gemüse und Früchte hervorragender Qualität und sieht es auch dem Foto auch nicht nach viel aus, bin ich doch sehr zufrieden mit der heutigen Ausbeute. Mensch muss sich immer vor Augen führen, dass sonstige Fotos einer Containertour von Laden zu Laden entstammen, während diese farblich abgestimmte Kollektion nur vom heutigen Überraschungsgastgeber stammt:

Und wieder was fürs Leben gelernt.

Zum Schluss möchte ich noch gerne erneut auf unser neues Projekt - Food not bombs Zentralschweiz - aufmerksam machen, für das etwa 90% des hier ausgestellten veganen Essens verwendet werden. Lest einfach selbst, worum es bei diesem Projekt geht und wenn es euch gefällt, könnt ihr uns auch "buchen" - oder es uns einfach gleichtun.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

[Awards] Die alljährlichen Dumpsterdive-Awards

Von nun an werden wir jedes Jahr Dumpsterdive-Awards verleihen. Die Kategorien sind beliebig erweiterbar, sodass es jedes Geschäft, jeder Kette treffen kann, das in dem Jahr durch irgendetwas besonders aufgefallen ist.
Und dieses Jahr gehen die Awards an:


C&C Prodega
Dummy Award
Weil die PET-Flaschen jedes Mal hinter Gittern sind, aber das Essen nicht.

ALDI
Best Area
Nur im ALDI kann mensch sich so richtig austoben, ohne darauf zu achten, keinen Lärm zu machen, denn: kein Mensch wohnt irgendwo rundherum.
Award for outstanding achievements in the field of Piece of candy
Der Aldi liebt mich. Deswegen füllt er auch je einen Container ausschliesslich mit irgendeinem Schokokram.

Manor food / Solo Markt

Award for outstanding achievements in the field of Brot
Denn im Manor ist das Brot immer frisch und es hat immer sehr viel davon.

Migros

Award for outstanding achievements in the field of Früchte & Gemüse
Weil alles in Paletten und im Dunkeln und Kühlen gelagert wird, ist die Qualität hervorragend und wenn mal was da ist, dann ist die Auswahl auch nicht schlecht. Leider sehr unzuverlässig.
Getaway Award
Nachteil bei der Migros: mensch muss in Lastwagenanhänger reinklettern. Mich persönlich hat das schon zwei Mal beinahe Kopf und Kragen gekostet, weil es schwer bis unmöglich ist, im Krisenfall schnell da raus zu kommen und abzuhauen. Für mich waren beide Male meine gespitzten Öhrchen unverzichtbar.

Denner
Award for outstanding achievements in the field of Milchprodukte
Diesem Thema habe ich ja bereits einen Post gewidmet: beim Denner kann ich mich darauf verlassen, dass ich Milchprodukte finde. So gut wie jeden Tag. Leider scheint das ein lokales Phänomen zu sein.

Reformhaus (nicht Müller Vital Shop)
Award for outstanding achievements in the field of veganes Fertigzoix
Ich schreibe an dieser Stelle lieber nicht wo und auch nicht, welches Reformhaus genau gemeint ist, jedenfalls war das eine spontane Entdeckung, als wir uns einfach mal dachten, nachschauen könne ja nicht schaden. Wir wurden prompt belohnt mit verschiedenstem Tofu, veganen Wienern und Falafel.
Wie im Titel erwähnt gilt das leider nicht für Müller Vital Shops. Es lohnt sich eher, in privaten Naturkostläden in Dörfern oder kleineren Städten nachzuschauen.

Spar
Award for outstanding achievements in the field of meat (which is murder)
Die ersten drei bis vier Male war ich naiv genug zu glauben, es wäre nur beim vorherigen Mal so schlimm gewesen und ich würde bestimmt auch was Appetitliches finden. Zu meinem Pech war es dieses Jahr aber permanent so, dass der Spar grundsätzlich nur Fleisch ausserhalb des Grüncontainers entsorgt hat. Oder einfach so viel, dass ich nicht ohne Brechreiz an die anderen Sachen gekommen wäre.

Und last, but not least

Bahnhofscontainer

Most underrated
Das ist der einzige Container, den ich für euch orten werde: er steht neben dem Bahnhof Luzern. Ein- bis zweimal die Woche steht dort nämlich eine Grüntonne zum Abholen für die Müllabfuhr bereit - dementsprechend prall ist sie gefüllt. Sie wird von so gut wie niemandem wirklich berücksichtigt und verdient den most underrated-Award definitiv.

Aber genug von Awards.
Ich würde euch niemals enttäuschen und einfach keine Fotos posten, auch wenn ich mit meinem Handy fotografieren muss und nur einen kleinen Teil der Beute (weil der Rest schon aufgeteilt wurde) ablichten kann.
Es fehlen unglaublich viele Sachen, aber das macht dann doch wieder nichts aus. Punschkonfekt beispielsweise wird es am Montag an der ersten Food not bombs-Vokü in der i45 ganz viel geben.


Wir haben ausserdem noch einen Schnuller und einen Weihnachtskranz gefunden. Ach ja, eine Salbe für sonnenstrapazierte Haut speziell für Kinder auch und Williams-Schnaps. Alles nicht auf dem Foto. Nächstes Mal kommt wieder alles drauf.

Fondue

Ja, Fondue!
Ziemlich krass, muss ich zugeben, aber trotzdem very pleasing.

Die Fotos kommen dieses Mal etwas spät. Ich muss auch ganz ehrlich zugeben, dass ich nicht mehr so viel unterwegs war in letzter Zeit. Das liegt einerseits an der beissenden Kälte, andererseits auch daran, dass ich nicht mehr oft zu Hause war, also kaum zu Hause gegessen habe.




Wie versprochen möchte ich auch noch zeigen, was aus dem Sperrmüll geworden ist:


Ich habe mittlerweile auch das zweite Brettchen angebracht, sodass man die Steckdose nicht mal mehr sieht. Befindet sich übrigens neben meinem Bett.

Genug davon.
Ich möchte an dieser Stelle auf ein neues Projekt hinweisen, dass eigentlich so ziemlich aus diesem Blog entstanden ist.
Zu diesem Projekt gibt es sogar einen eigenen Blog, der so ziemlich aussieht wie der hier, aber noch leerer an Inhalt ist.
Das Projekt jedenfalls:Ihr seht, es handelt sich um eine Food not bombs-Gruppe für die Zentralschweiz. Diese Bezeichnung wurde so gewählt, weil es sich um eine Art Zusammenschluss von öffentlichen Voküs in Luzern und Zug (bis jetzt) handelt. Konkret mit dabei sind schonmal die Bahnhofsvokü in Luzern (auf dem Blog gibt es dann darüber noch einen Beitrag) und die FNB-Vokü der Piratenbar in Zug, die nächsten Montag das erste Mal statt finden wird. Auch dazu werde ich noch genauere Infos auf dem FNB-Blog posten, grundsätzlich könnt ihr aber auch einfach einen Kommentar hinterlassen, wenn ihr kommen wollt, aber nicht wisst, wohin.

Schonmal vorab der erste Flyer:


Das Kleingedruckte ist Emil Manser nachempfunden und sollte nicht allzu ernst genommen werden.
Ach ja, Food not bombs ist übrigens immer vegan, versteht sich, auch wenn wir oft vornehmlich unveganes Zeug containern.

Das wars wieder einmal, ich melde mich bald wieder mit neuen Fotos; heute ist wieder ein Streifzug zu zweit geplant, inklusive Aldi-Konsultation. Das war übrigens einer der Hauptgründe, dass das Food not bombs-Projekt zustandegekommen ist: die Unmengen an gutem Essen, die insbesondere auf diesen Streifzügen zu zweit in unseren Taschen landen. Wer jetzt nicht weiss, wovon die Rede ist, soll sich doch mal den Beitrag "Oh, a piece of candy" über die letzte solche Tour ansehen.

Ich bin immer froh über Rückmeldungen und vielleicht sieht mensch sich ja bald an einer FNB-Vokü.

Montag, 1. Dezember 2008

Vitamine gegen Grippe

Heute habe ich eine relativ grosse Runde gefahren. Ich bin nicht auf direktem Weg zu meinen Lieblingsplätzen gefahren, sondern habe die Agglomeration der Stadt ausgekundschaftet. Dabei habe ich dringlich benötigte Einrichtungsgegenstände gefunden, aber auch ziemlich gutes Essen. Abgerundet wurde die Tour heute dann doch durch den altbewährten Solomarkt, in dem ich unter anderem Orangensaft, Smoothies, Nektarinen und - endlich wiedermal - Zwiebeln vor der Vernichtung bewahrt habe.

Also, zu bemerken sei, dass die Kiste, wo die Nektarinen und Gipfeli drin sind, auch gecontainert ist. Ich brauche sie, um die Sachen, die ich für mich haben möchte, aufzubewahren. Wir hatten hier in der WG etwas Undeutlichkeit darüber.
Den Stift habe ich übrigens auch in einer Mülltüte gefunden. Scheint noch super zu funktionieren.

Heute auch wieder ein Bild einer Abfallkreation. Ich nenne sie: Steinpilzravioli an Ricotta-Cinque-Pi-Sauce mit Pilzen und dazu Feldsalat mit einer würzigen Vinaigrette. Hat super geschmeckt. Auch wenn das auf dem Foto nicht so rüberkommt.


Und wie ich schon erwähnt habe, habe ich noch einen Einrichtungsgegenstand gefunden, ich werde beizeiten noch raufstellen, was daraus geworden ist. Bis dahin übe ich mich in Schweigen darüber, was für Pläne ich mit diesem Sperrmüll habe.


Hoffe, es ist zu erkennen, was der Tisch ist, und was nicht.

Seht euch ruhig meine Diashow an und hinterlasst doch auch mal einen Kommentar, wenn euch danach ist. Ich gehe jetzt zwei Tage Wellness machen - vor einiger Zeit habe ich einen Gutschein dafür "gecontainert". (Nicht wirklich im Abfall, aber ich habe ihn gefunden)

Donnerstag, 27. November 2008

Oh, a piece of candy

Der versprochene Beitrag von der sogenannten "Aldi-Tour". Aldi ist letztlich auch der Höhepunkt jeder Container-Karriere und ich fühle mich doch verpflichtet zu erwähnen, dass auch wir uns bei unserer Tour etwas überladen haben - die Plastiktaschen, die wir an die Fahrräder gemacht hatten, rissen je in kurzen Abständen. Danach legten wir unabsichtlich eine "Piece of candy"-Spur aus "Choceur"-Keksen nach Hause.

Einer der coolsten Funde letzter Zeit war zweifellos der kleine Einkaufswagen, den ich mir schnellstmöglich zum Fahrradanhänger umbasteln werde. Er hat mir schon dabei geholfen, die Beute nach der Aufteilung in meine WG zu transportieren.

Schade jedenfalls, dass wir das Mineralwasser im Aldi zurücklassen mussten; lediglich eine Flasche hatte noch Platz.

Diese Beute wurde jedenfalls aufgeteilt auf zwei Haushalte à 3 Personen exklusive etwaige Zecken, zudem wird wohl auch einiges zu Vokü verarbeitet. Der Aldi hätte noch viel mehr hergegeben, vor allem Choceur-Kekse mussten wir massenhaften zurücklassen, obwohl wir doch massenhaft abgegriffen haben.

Montag, 24. November 2008

Handybilder sind auch Bilder

So, wieder eine erfolgreiche Tour und ich habe Bilder mitgebracht. Dieses Mal habe ich diese aber nur mit der Handykamera schiessen können, weil ich die ausgeliehene Kamera "blöderweise" zurückgegeben habe. Aber es ist damit zu rechnen, dass ich sie wiedermal haben darf, wenn ich lieb frage.
Der Titel sagt es jedenfalls: Handybilder sind auch Bilder!

Mein besonderer Stolz dieser Tour ist der Käse aus dem Bioladen und die gefüllten Pilze (es hatte einen ganzen Müllsack voll von Salat und ebendiesen)
Brot war diesmal völlig anders als erwartet - das aus der Bäckerei war so von Schneeschmelze durchweicht, dass ich es einfrieren musste.
Normalerweise kann ich mich auf die Bäckerei verlassen, also habe ich von den Unmengen an Brot im Solo-Markt keines genommen. Beim Kontrollblick in den Migroslastwagen auf meinem Nachhauseweg fiel mir allerdings ein ziemlich gut gefüllter Brotcontainer auf, den schon jemand um Inhalt dezimiert hatte, der allerdings immernoch überwältigend voll war.

Alles in allem fette Beute, was einerseits sehr passend kommt, weil ich heute den Kühlschrank ausgeräumt habe und mein ganzes Gemüse zu Vokü verarbeitet habe - andererseits hatte ich vor, Mittwochnacht in Aldi-Containern wühlend zu verbringen, um euch dann am Donnerstag mit den Schätzen von dort zu überrumpeln.
Vielleicht kommt meinen Plänen auch völlig unerwartet ein Job dazwischen... schliesslich musste ich gerade die Gasrechnung zahlen und es war nicht die letzte Rechnung, glaube ich.

Als kleiner Nachtrag noch, was ich aus einigen meiner gecontainerten Sachen gekocht habe:

Dafür habe ich Broccoli, Schnittlauch, drei Eier (für gebratenen Reis), Rettichsprossen und Pilzmischung von diesem Mal und Knoblauch, Ingwer, Zwiebeln und eine Rübe von anderen Malen zu einem Stir-Fry mit Pilzsauce verarbeitet. Den Reis habe ich nicht gecontainert. Stattdessen habe ich zu besseren Tagen in einen 10 Kilosack Reis investiert. Nur empfehlenswert!

Es war übrigens besonders schwer für mich, Eier zu essen, nachdem ich seit einer halben Ewigkeit keine mehr gegessen habe. Frische Eier aus dem Container sind eine heikle Sache und als ich die mitgenommen habe, hatte ich nicht vor, sie zu Essen zu verarbeiten, aber sie haben super geschmeckt. Ich denke nicht, dass ich bei dem Geruch und Geschmack in den nächsten Tagen noch mit Symptomen zu rechnen habe.

Donnerstag, 20. November 2008

Gezielt containern

Nach der grossen Ausbeute vom letzten Mal wäre es eigentlich nicht mehr nötig, containern zu gehen. Aber mein Joghurtbedarf konnte durch die letzte Tour nicht gedeckt werden. Tatsächlich ist es möglich, gezielt zu containern - nach einer gewissen Zeit weiss mensch, wann es wo was zu holen gibt.
Mein Glück mit den Beerenjoghurts beim Denner mag saisonal bedingt sein, aber bisher waren jedes Mal welche dabei. Der Käse, die Mango und die Schokowaffeln waren nicht eingeplant, aber nice to have.


Bei der Gelegenheit habe ich auch ein kleines Video gemacht, dass verdeutlicht, wo mensch beim Denner Brot abgreifen kann. Denn Denner-Filialen tun ihr altes Brot zu 90% in Paletten, die sie bei der Anlieferung oder vor dem Eingang aufstellen, wie gezeigt.



Es sei allerdings gesagt, dass ihr lieber in einer Bäckerei vorbeischaut (und dort auch Crèmeschnitten, Schoggigipfel oder Berliner mitnehmt) oder einen Manor Solo- / Supermarkt aufsucht, denn der Unterschied ist gewaltig - von letzterem habe ich auch die beiden Urbrote auf dem Bild.

Bessere Videos sollen folgen, im Alleingang geht Filmen nicht so gut.

Mir selber habe ich für heute bewiesen, dass ich nur 15 Minuten zu Fuss gehen muss, um Joghurt zu bekommen.

Ich möchte auch noch aufmerksam machen auf die beiden Dokus, zu denen ich in der Leiste rechts verlinkt habe. Beim einen handelt es sich um eine Spiegel-TV-Doku, wo zwei Ökoaktivisten beim Containern begleitet werden. Die andere ist nicht ganz komplett im Internet (würde mich über einen kompletten Link freuen), zeigt jedenfalls Ähnliches, aber aus der Sicht verschiedener Menschen - auch aus der eines Ladenbesitzers.

In dem Sinne; bald gibts mehr!

[Theorie] Freeganismus

Heute gibt es keine Fotos. Aber solche containerfreien Tage können auch dafür genutzt werden, tiefere Einblicke in die Theorie des Containerns zu gewinnen. Unser Schwerpunkt heute: Freeganismus

Ursprünge

Freeganismus ist ein Neologismus aus den Wortbestandteilen "free" (für gratis) und "vegan". Freeganismus entstammt zwei Bewegungen der 90er Jahre, der Antiglobalisierungs- und Erdbefreiungsbewegung. Um diese Zeit entstanden auch "Food not Bombs"-Gruppen, die aus gecontainerten Lebensmitteln vegetarische oder vegane Gerichte umsonst verteilten - Ähnliches gibt es jeden Dienstagabend auf dem Bahnhofplatz in Luzern.

Ideologisches

Wie auf diesem Blog vielfach nachzulesen, geht es beim Freeganismus um einen Lebensstil, der sich gegen Konsum stellt. Es geht darum, ein Überleben zu sichern, ohne die konventionelle Wirtschaft zu unterstützen und ein Minimum an Ressourcen zu verbrauchen. Freegane Grundsätze sind Grosszügigkeit, Solidarität, Freiheit, Kooperation und Teilen - sie stehen im krassen Gegensatz zu den Prinzipien unserer Gesellschaft, wie Materialismus, moralische Apathie, Wettbewerb, Konformität, Gier...
Somit ist Containern nicht nur Nahrungsmittelbeschaffung für Menschen ohne Geld, sondern ist als politisches Statement zu verstehen. Es sind genug Container für alle da.

Containern und Veganismus


Der Wortteil "vegan" in "freegan" ist damit erklärt, dass Menschen, die sich aus emanzipatorischen, ethischen und / oder ökologischen Beweggründen für einen veganen Lebensstil entschieden haben - wie auch ich - durch das Containern den Verzehr und Gebrauch von Waren ermöglichen, die per se nicht vegan sind. Dadurch, dass ein abgelaufenes Joghurt im Container eines Supermarkts allerdings aus der Verwertungslogik der Marktwirtschaft ausgeschieden ist, ist es nicht unethisch, es zu konsumieren. Und wenn ich Foie gras in Containern entdecke, halte ich es eigentlich auch für unethisch, es nicht zu essen - die Gewalt und Unterdrückung wurde schon ausgeübt, die Tiere wurden für einen Zweck ermordet (nämlich den Genuss ihrer fettigen Leber), der nicht mehr erfüllt wurde. Hierin spiegelt sich der volle Umfang der eigentlichen Perversion dieses Überschusses. Jede Woche finde ich kiloweise Sushi, Würste, Räucherschinken oder Rippchen, die kein Mensch mehr isst. Ich denke, es ist nur verständlich, wenn mensch sich ab und an fast verantwortlich dafür fühlt, dass die Sachen doch noch gegessen werden. Ich für meinen Teil kann mich mit Milchprodukten oder eihaltigen Fertigprodukten arrangieren, aber bringe es nach fünf Jahren nicht mehr fertig, Leichenprodukte zu verspeisen.

Freeganism - we will eat your scrap, but we won't buy your crap!

Britischer Film über Freeganism
Toll an diesem Film finde ich, dass er sich nicht so sehr mit Nahrungsmitteln aufhält wie andere Filme (oder auch dieser Blog)

Mittwoch, 19. November 2008

Boom!

Ich containere nun ein Jahr in dieser Gegend. In diesem Jahr habe ich es weit gebracht - vom Gemüsepaletten in Migros-Lastwagen abgreifen zum gezielten Müll Durchwühlen.
In dieser Zeit habe ich die Vorzüge des Containerns für mich entdecken können und habe es zunehmend verstanden, Gelüste meiner zu decken, die durch den Kauf der Ware ethisch und finanziell nicht verantwortbar gewesen wären. In der Anfangsphase meiner Laufbahn als Dumpster Diver bin ich jeden Monat einkaufen gegangen. Mittlerweile scheint es manchmal lachhaft, nur schon daran zu denken.

In diesem Blog will ich möglichst vielen Menschen das Containern als Überlebensstrategie, Konsumverneinung und auch Kampfmittel gegen die kapitalistische Zivilgesellschaft näherbringen. Ich glaube keineswegs, dass Containern politischen Aktivismus ersetzt, aber es ist bereichernd für jede_N[1], menschlich wie ideologisch, erleichtert (oder ermöglicht in gewissen Fällen überhaupt) das Überleben und kann auch die Mittelbeschaffung im politischen Umfeld erleichtern.

Und jetzt fange ich mit dem versprochenen Boom! an. In meinen Beiträgen werde ich von jetzt an jeweils Fotos von erbeuteten Sachen zeigen. Bei Gelegenheit werden Fotos von dem hinzukommen, was ich daraus zubereitet habe. Vielleicht folgen auch das ein oder andere Video einer Container-Tour.



Wenn ich sowas wie die Brownies sehe, dann nehme ich alles mit, was ich tragen kann, denn die sind meist schneller weg, als neue beschafft sind.

[1] Ich möchte mir in diesem Blog Mühe geben, eine antisexistische Sprache zu etablieren. Hierfür werde ich nicht nur die "weibliche" Form integrieren, wo angebracht, sondern füge ein "_" dazwischen ein, um auch diejenigen Menschen einzubeziehen, die sich aktiv gegen die gesellschaftlich etablierte Gender-Dualität stellen.