Dumpster-Dias

Donnerstag, 27. November 2008

Oh, a piece of candy

Der versprochene Beitrag von der sogenannten "Aldi-Tour". Aldi ist letztlich auch der Höhepunkt jeder Container-Karriere und ich fühle mich doch verpflichtet zu erwähnen, dass auch wir uns bei unserer Tour etwas überladen haben - die Plastiktaschen, die wir an die Fahrräder gemacht hatten, rissen je in kurzen Abständen. Danach legten wir unabsichtlich eine "Piece of candy"-Spur aus "Choceur"-Keksen nach Hause.

Einer der coolsten Funde letzter Zeit war zweifellos der kleine Einkaufswagen, den ich mir schnellstmöglich zum Fahrradanhänger umbasteln werde. Er hat mir schon dabei geholfen, die Beute nach der Aufteilung in meine WG zu transportieren.

Schade jedenfalls, dass wir das Mineralwasser im Aldi zurücklassen mussten; lediglich eine Flasche hatte noch Platz.

Diese Beute wurde jedenfalls aufgeteilt auf zwei Haushalte à 3 Personen exklusive etwaige Zecken, zudem wird wohl auch einiges zu Vokü verarbeitet. Der Aldi hätte noch viel mehr hergegeben, vor allem Choceur-Kekse mussten wir massenhaften zurücklassen, obwohl wir doch massenhaft abgegriffen haben.

Montag, 24. November 2008

Handybilder sind auch Bilder

So, wieder eine erfolgreiche Tour und ich habe Bilder mitgebracht. Dieses Mal habe ich diese aber nur mit der Handykamera schiessen können, weil ich die ausgeliehene Kamera "blöderweise" zurückgegeben habe. Aber es ist damit zu rechnen, dass ich sie wiedermal haben darf, wenn ich lieb frage.
Der Titel sagt es jedenfalls: Handybilder sind auch Bilder!

Mein besonderer Stolz dieser Tour ist der Käse aus dem Bioladen und die gefüllten Pilze (es hatte einen ganzen Müllsack voll von Salat und ebendiesen)
Brot war diesmal völlig anders als erwartet - das aus der Bäckerei war so von Schneeschmelze durchweicht, dass ich es einfrieren musste.
Normalerweise kann ich mich auf die Bäckerei verlassen, also habe ich von den Unmengen an Brot im Solo-Markt keines genommen. Beim Kontrollblick in den Migroslastwagen auf meinem Nachhauseweg fiel mir allerdings ein ziemlich gut gefüllter Brotcontainer auf, den schon jemand um Inhalt dezimiert hatte, der allerdings immernoch überwältigend voll war.

Alles in allem fette Beute, was einerseits sehr passend kommt, weil ich heute den Kühlschrank ausgeräumt habe und mein ganzes Gemüse zu Vokü verarbeitet habe - andererseits hatte ich vor, Mittwochnacht in Aldi-Containern wühlend zu verbringen, um euch dann am Donnerstag mit den Schätzen von dort zu überrumpeln.
Vielleicht kommt meinen Plänen auch völlig unerwartet ein Job dazwischen... schliesslich musste ich gerade die Gasrechnung zahlen und es war nicht die letzte Rechnung, glaube ich.

Als kleiner Nachtrag noch, was ich aus einigen meiner gecontainerten Sachen gekocht habe:

Dafür habe ich Broccoli, Schnittlauch, drei Eier (für gebratenen Reis), Rettichsprossen und Pilzmischung von diesem Mal und Knoblauch, Ingwer, Zwiebeln und eine Rübe von anderen Malen zu einem Stir-Fry mit Pilzsauce verarbeitet. Den Reis habe ich nicht gecontainert. Stattdessen habe ich zu besseren Tagen in einen 10 Kilosack Reis investiert. Nur empfehlenswert!

Es war übrigens besonders schwer für mich, Eier zu essen, nachdem ich seit einer halben Ewigkeit keine mehr gegessen habe. Frische Eier aus dem Container sind eine heikle Sache und als ich die mitgenommen habe, hatte ich nicht vor, sie zu Essen zu verarbeiten, aber sie haben super geschmeckt. Ich denke nicht, dass ich bei dem Geruch und Geschmack in den nächsten Tagen noch mit Symptomen zu rechnen habe.

Donnerstag, 20. November 2008

Gezielt containern

Nach der grossen Ausbeute vom letzten Mal wäre es eigentlich nicht mehr nötig, containern zu gehen. Aber mein Joghurtbedarf konnte durch die letzte Tour nicht gedeckt werden. Tatsächlich ist es möglich, gezielt zu containern - nach einer gewissen Zeit weiss mensch, wann es wo was zu holen gibt.
Mein Glück mit den Beerenjoghurts beim Denner mag saisonal bedingt sein, aber bisher waren jedes Mal welche dabei. Der Käse, die Mango und die Schokowaffeln waren nicht eingeplant, aber nice to have.


Bei der Gelegenheit habe ich auch ein kleines Video gemacht, dass verdeutlicht, wo mensch beim Denner Brot abgreifen kann. Denn Denner-Filialen tun ihr altes Brot zu 90% in Paletten, die sie bei der Anlieferung oder vor dem Eingang aufstellen, wie gezeigt.



Es sei allerdings gesagt, dass ihr lieber in einer Bäckerei vorbeischaut (und dort auch Crèmeschnitten, Schoggigipfel oder Berliner mitnehmt) oder einen Manor Solo- / Supermarkt aufsucht, denn der Unterschied ist gewaltig - von letzterem habe ich auch die beiden Urbrote auf dem Bild.

Bessere Videos sollen folgen, im Alleingang geht Filmen nicht so gut.

Mir selber habe ich für heute bewiesen, dass ich nur 15 Minuten zu Fuss gehen muss, um Joghurt zu bekommen.

Ich möchte auch noch aufmerksam machen auf die beiden Dokus, zu denen ich in der Leiste rechts verlinkt habe. Beim einen handelt es sich um eine Spiegel-TV-Doku, wo zwei Ökoaktivisten beim Containern begleitet werden. Die andere ist nicht ganz komplett im Internet (würde mich über einen kompletten Link freuen), zeigt jedenfalls Ähnliches, aber aus der Sicht verschiedener Menschen - auch aus der eines Ladenbesitzers.

In dem Sinne; bald gibts mehr!

[Theorie] Freeganismus

Heute gibt es keine Fotos. Aber solche containerfreien Tage können auch dafür genutzt werden, tiefere Einblicke in die Theorie des Containerns zu gewinnen. Unser Schwerpunkt heute: Freeganismus

Ursprünge

Freeganismus ist ein Neologismus aus den Wortbestandteilen "free" (für gratis) und "vegan". Freeganismus entstammt zwei Bewegungen der 90er Jahre, der Antiglobalisierungs- und Erdbefreiungsbewegung. Um diese Zeit entstanden auch "Food not Bombs"-Gruppen, die aus gecontainerten Lebensmitteln vegetarische oder vegane Gerichte umsonst verteilten - Ähnliches gibt es jeden Dienstagabend auf dem Bahnhofplatz in Luzern.

Ideologisches

Wie auf diesem Blog vielfach nachzulesen, geht es beim Freeganismus um einen Lebensstil, der sich gegen Konsum stellt. Es geht darum, ein Überleben zu sichern, ohne die konventionelle Wirtschaft zu unterstützen und ein Minimum an Ressourcen zu verbrauchen. Freegane Grundsätze sind Grosszügigkeit, Solidarität, Freiheit, Kooperation und Teilen - sie stehen im krassen Gegensatz zu den Prinzipien unserer Gesellschaft, wie Materialismus, moralische Apathie, Wettbewerb, Konformität, Gier...
Somit ist Containern nicht nur Nahrungsmittelbeschaffung für Menschen ohne Geld, sondern ist als politisches Statement zu verstehen. Es sind genug Container für alle da.

Containern und Veganismus


Der Wortteil "vegan" in "freegan" ist damit erklärt, dass Menschen, die sich aus emanzipatorischen, ethischen und / oder ökologischen Beweggründen für einen veganen Lebensstil entschieden haben - wie auch ich - durch das Containern den Verzehr und Gebrauch von Waren ermöglichen, die per se nicht vegan sind. Dadurch, dass ein abgelaufenes Joghurt im Container eines Supermarkts allerdings aus der Verwertungslogik der Marktwirtschaft ausgeschieden ist, ist es nicht unethisch, es zu konsumieren. Und wenn ich Foie gras in Containern entdecke, halte ich es eigentlich auch für unethisch, es nicht zu essen - die Gewalt und Unterdrückung wurde schon ausgeübt, die Tiere wurden für einen Zweck ermordet (nämlich den Genuss ihrer fettigen Leber), der nicht mehr erfüllt wurde. Hierin spiegelt sich der volle Umfang der eigentlichen Perversion dieses Überschusses. Jede Woche finde ich kiloweise Sushi, Würste, Räucherschinken oder Rippchen, die kein Mensch mehr isst. Ich denke, es ist nur verständlich, wenn mensch sich ab und an fast verantwortlich dafür fühlt, dass die Sachen doch noch gegessen werden. Ich für meinen Teil kann mich mit Milchprodukten oder eihaltigen Fertigprodukten arrangieren, aber bringe es nach fünf Jahren nicht mehr fertig, Leichenprodukte zu verspeisen.

Freeganism - we will eat your scrap, but we won't buy your crap!

Britischer Film über Freeganism
Toll an diesem Film finde ich, dass er sich nicht so sehr mit Nahrungsmitteln aufhält wie andere Filme (oder auch dieser Blog)

Mittwoch, 19. November 2008

Boom!

Ich containere nun ein Jahr in dieser Gegend. In diesem Jahr habe ich es weit gebracht - vom Gemüsepaletten in Migros-Lastwagen abgreifen zum gezielten Müll Durchwühlen.
In dieser Zeit habe ich die Vorzüge des Containerns für mich entdecken können und habe es zunehmend verstanden, Gelüste meiner zu decken, die durch den Kauf der Ware ethisch und finanziell nicht verantwortbar gewesen wären. In der Anfangsphase meiner Laufbahn als Dumpster Diver bin ich jeden Monat einkaufen gegangen. Mittlerweile scheint es manchmal lachhaft, nur schon daran zu denken.

In diesem Blog will ich möglichst vielen Menschen das Containern als Überlebensstrategie, Konsumverneinung und auch Kampfmittel gegen die kapitalistische Zivilgesellschaft näherbringen. Ich glaube keineswegs, dass Containern politischen Aktivismus ersetzt, aber es ist bereichernd für jede_N[1], menschlich wie ideologisch, erleichtert (oder ermöglicht in gewissen Fällen überhaupt) das Überleben und kann auch die Mittelbeschaffung im politischen Umfeld erleichtern.

Und jetzt fange ich mit dem versprochenen Boom! an. In meinen Beiträgen werde ich von jetzt an jeweils Fotos von erbeuteten Sachen zeigen. Bei Gelegenheit werden Fotos von dem hinzukommen, was ich daraus zubereitet habe. Vielleicht folgen auch das ein oder andere Video einer Container-Tour.



Wenn ich sowas wie die Brownies sehe, dann nehme ich alles mit, was ich tragen kann, denn die sind meist schneller weg, als neue beschafft sind.

[1] Ich möchte mir in diesem Blog Mühe geben, eine antisexistische Sprache zu etablieren. Hierfür werde ich nicht nur die "weibliche" Form integrieren, wo angebracht, sondern füge ein "_" dazwischen ein, um auch diejenigen Menschen einzubeziehen, die sich aktiv gegen die gesellschaftlich etablierte Gender-Dualität stellen.